
“Dominion/Kingdom Come”, eine monumentale Doppel-A-Seite der legendären Industrial-Band Godflesh, steht für den Zenit des Genres in den frühen 90er Jahren. Dieses musikalische Monstrum vereint die stampfende Brutalität von Metal mit der experimentellen Dunkelheit elektronischer Musik. Justin Broadrick und G.C. Green, die Masterminds hinter Godflesh, schufen hier eine Klangwelt, die so intensiv und bedrohlich ist wie ein nahender Sturm.
Um den komplexen Sound von “Dominion/Kingdom Come” zu verstehen, müssen wir einen Blick auf die Wurzeln der Band werfen. Godflesh entstand in Birmingham, England, im späten 80er Jahren aus den Überresten der Punk-Band Fall of Because. Justin Broadrick, Gitarrist und Songwriter, suchte nach einem härteren, experimentelleren Sound. Er fand diesen in den rauen Gitarrenriffs von Industrial Metal und den düsteren Atmosphären elektronischer Musik.
Der Kontakt mit G.C. Green, einem talentierten Multiinstrumentalisten und Produzenten, war der Schlüssel zum Erfolg. Green trug seine Expertise in Sampling, Synthesizerprogrammierung und Sounddesign bei, wodurch Godflesh ihren einzigartigen Stil entwickeln konnten: eine Mischung aus extremen Gitarren, massiven Drumbeats und düsteren Synthie-Texturen.
“Dominion/Kingdom Come”, die 1994 auf dem Album “Selfless” veröffentlicht wurde, verkörpert diese musikalische Vision perfekt. Der Titeltrack startet mit einem stampfenden Bassdrum-Rhythmus, der wie ein Herzschlag inmitten des Nichts klingt. Über diesem Rhythmus baut sich eine Wand aus verzerrten Gitarren und düsteren Synthesizerklängen auf, die eine bedrohliche Atmosphäre schaffen. Broadricks Gesang ist verzerrt und monoton, fast robotisch, und trägt zu der kalten, mechanischen Stimmung bei.
“Kingdom Come”, die zweite Hälfte der Doppel-A-Seite, nimmt das Tempo etwas zurück und konzentriert sich stärker auf atmosphärische Elemente. Langsame, pulsierende Synthie-Sequenzen treffen auf verzerrte Gitarrenklänge, die wie ein Sirenengeheul durch den Song ziehen. Der Gesang ist hier noch düsterer und schwermütiger, fast wie ein Requiem für eine verlorene Welt.
“Dominion/Kingdom Come” hat nicht nur musikalisch eine tiefe Wirkung. Die Texte von Justin Broadrick behandeln Themen wie Technologie, Isolation und die Entfremdung des modernen Menschen. Sie spiegeln die Angst vor einer Zukunft wider, in der Maschinen die Kontrolle übernehmen und die menschliche Verbindung verloren geht.
Die musikalische Genese: Ein Einblick in Godflesh’s Sounddesign
Godflesh’s Musik ist bekannt für ihre raue Textur und düstere Atmosphäre. Um diesen Sound zu erreichen, nutzten Broadrick und Green eine Vielzahl von Techniken und Instrumenten.
- Gitarren: Gitarrenriffs wurden oft mit Heavy Metal-Einflüssen geschrieben, aber durch Verzerrung und Down-Tuning erzeugt man einen schwereren, industrialisierten Klang.
- Synthesizer: Synthesizer spielten eine wichtige Rolle bei der Schaffung der düsteren Atmosphäre von Godflesh. Sie wurden verwendet, um pulsierende Sequenzen, tiefe Basslinien und atmosphärische Pads zu erzeugen.
- Drumcomputer: Drumcomputer waren ein wichtiges Element des Godflesh-Sounds. Sie erlaubten es den Musikern, komplexe Rhythmen und Beats zu programmieren, die oft mit verzerrten Samples gemischt wurden.
Godflesh’s Einfluss auf die Industrial-Szene
Godflesh gilt als eine der wichtigsten Bands der Industrial Metal-Szene. Ihre Musik beeinflusste unzählige andere Bands, darunter:
- Ministry
- Nine Inch Nails
- Fear Factory
Auch heute noch inspirieret Godflesh eine neue Generation von Musikern mit ihrer einzigartigen Mischung aus Härte, Experimentierfreude und düsterer Atmosphäre.
Fazit
“Dominion/Kingdom Come” ist mehr als nur ein Song - es ist ein audiovisuelles Erlebnis, das den Hörer in eine düstere Welt der industriellen Dystopie entführt. Mit seinen stampfenden Rhythmen, verzerrten Gitarren und düsteren Synthie-Landschaften schafft Godflesh einen Klangteppich, der gleichzeitig beängstigend und faszinierend ist. Für jeden, der nach einem intensiven musikalischen Erlebnis sucht, ist “Dominion/Kingdom Come” ein Muss.